9. November 2021

Stolpersteinaktion anlässlich der Pogromnacht am 9.11.1938



Heute am 09. November, anlässlich der Pogromnacht, gedenken Blankeneser Vereine und Schulen der ermordeten Blankeneser Juden.
Der Stolperstein für Johanna Friedländer befindet sich am Sülldorfer Kirchenweg 34, und hier trafen sich Mitglieder der Spielvereinigung Blankenese von 1903 e.V. um 15 Uhr.
 
So oft geht man an diesem und anderen Stolpersteinen vorbei und weiß doch nichts über das Leben der ermordeten Personen.
Johanna Friedländer, geb. Ucko, geb. am 17.8.1887, deportiert am 11.7.1942 nach Auschwitz, ermordet.
Johanna Friedländer, geborene Ucko, wurde am 17. August 1887 im schlesischen Hindenburg geboren. Sie war verheiratet mit Max Friedländer, der am 8. März 1886 ebenfalls in Hindenburg zur Welt gekommen war. Das Paar blieb kinderlos.
Die Friedländers führten eine Zigarrenhandlung in der Hamburger Spaldingstraße 47. Max Friedländer verstarb am 16. November 1934. Aus der Kultussteuerkartei ist ersichtlich, dass Friedländers in den beiden Jahren zuvor keine Kultussteuer zahlten, das könnte auf eine lange Krankheit des Ehemannes hindeuten, während der das Geschäft nicht oder nur schlecht lief. Möglich ist auch, dass der organisierte Boykott jüdischer Geschäfte zu finanziellen Einbußen geführt hatte. In den beiden Jahren nach Max Friedländers Tod zahlte Johanna Friedländer wieder Kultussteuer. Das Geschäft in der Spaldingstraße wurde in den Adressbüchern der Stadt Hamburg weiterhin unter dem Namen ihres Mannes aufgelistet. Sie schien das Geschäft also zunächst erfolgreich weiterzuführen.
1938/39 wurde die Zigarrenhandlung von den Nationalsozialisten zusammen mit Hunderten anderen jüdischen Unternehmen „arisiert“.
Ihrer Lebensgrundlage beraubt, konnte Johanna Friedländer in diesen Jahren keine Kultussteuer zahlen. 1940 gründete sie eine kleine Schneiderei, in der sie aber wegen der anti-jüdischen Gesetze nur alte und beschädigte Kleidung von Juden und Jüdinnen ausbessern durfte.
Auf der Kultussteuerkarte sind verschiedene Umzüge vermerkt. Diese häufigen Wohnortwechsel waren Folge der zunehmenden Verarmung jüdischer Menschen und ihrer Ausgrenzung aus Berufs- und Wirtschaftsleben, sowie Resultat der gezielten nationalsozialistischen Maßnahmen, die jüdische Bevölkerung seit der Aufhebung von Mieterschutz und freier Wohnungswahl für Juden ab 30. April 1939 in bestimmten Stadtteilen und „Judenhäusern“ zu gettoisieren.
Johanna Friedländer wohnte am Grindelberg 5 und im Sülldorfer Kirchenweg 34 sowie in der Rappstraße 2 bei Sperlings, die auch als Postadresse vermerkt sind. Nach der „Arisierung“ verfügte sie offenbar über keinen nennenswerten Besitz mehr.
Johanna Friedländer wurde am 11. Juli 1942 von Hamburg nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.
Nach ihrer Deportation beschlagnahmte die Behörde des Oberfinanzpräsidenten aus ihrer Wohnung in der Rappstraße 2 eine silberne Damenarmbanduhr und ließ sie am 25. August 1942 für 6,90 RM versteigern.

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